Der Dresdner Maler Adolf Böhlich

Adolf Böhlich wird am 29. April 1933 in einem kleinen Dorf im Schluckenauer Zipfel in Nordböhmen – in Johannesberg - geboren. Nach einer Lehre im Sachsenwerk Radeberg und dem Besuch der ABF beendet er 1958 sein Studium an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste und wird danach, zunächst, auf Anregung seiner Frau Christine, Kunsterzieher in einer POS in Dresden. Seine erste Personalausstellung hat er 35 Jahre später in Bautzen, wahrlich ein Spätstarter!

Der Lehrerbildner Prof. Dr. sc. Adolf Böhlich 40 Jahre lang die Aus- und Weiterbildung von mehr als 2000 Kunsterziehern, inkl. der Betreuung von Diplomanden und Doktoranden, sowie eigene Publikationen und Forschungsarbeiten geleitet und begleitet und daneben gezeichnet, radiert und aquarelliert. Die große Zahl dieser Arbeiten haben viel dazu beigetragen „inwendig voll Figur“ zu sein, zitiert Böhlich seinen prominenten Kollegen Caspar David Friedrich.

Der Kunstlehrer Adolf Böhlich hat bis heute bleibende Spuren hinterlassen. Dies ist immer wieder in seinen Ausstellungen zu spüren, wenn ehemalige Studenten diese besuchen und dabei meist sehr emotional über ihn berichten.

 

Nach einem Eisenbahnunmfall im Jahr 1990, verbunden mit sehr schweren und folgenreichen Verletzungen der Halswirbelsäule wird die spontan-verfließende Aquarellmalerei ihm die einzig verbleibende und mögliche künstlerische Technik. Mit dem Wechsel seiner Professur von der pädagogischen Hochschule an die TU Dresden 1992 entsteht nun auch die Gelegenheit intensiver Beschäftigung mit größer-formatigen Aquarellen.
Stehen am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn grafische Arbeiten und Zeichnungen in ihrer klaren Linienführung im Vordergrund, wandelt sich dies dann in eine Serie von Aquarellporträts mit dominierenden Linien und kontrastierenden Farbflächen. Ab Mitte der 90er Jahre finden sich in seinen Werken diese „schwirrenden Weiten“ von Berg- und Tal-, Wald-Wasser- und Wolkenflächenkompositionen, bestehend aus bis zu über 20 Farbschichten, in denen der „kontrollierte Zufall“ einen BÖHLICH sofort als einen BÖHLICH erkennbar werden lässt. In den drei von ihm selbst gestalteten Katalogen finden sich einige Lieblingszitate seiner Malerkollegen wie: „Es ist im Malen etwas Unendliches" (van Gogh); „Die Inspiration ist ein Gast, der nicht Faule zu besuchen liebt – Arbeiten muss man immer!“ (Tschaikowski); oder „Meine Kunst ist eine ländliche Kunst“ (Emil Nolde). All dies sieht und spürt man in den Werken Böhlichs. In den letzten 20 Jahren hatte Adolf Böhlich über 50 Ausstellungen. Allein aus Anlass seines 80. Geburtstags im Jahr 2013 waren es acht, im Stadtmuseum Zittau seine bisher größte mit über 100 Arbeiten. Parallel dazu waren in Liberec und mehreren Orten des Schluckenauer Zipfels, wo Böhlich am 29. April 1933 geboren wurde, mehrere Ausstellungen, auch mit Schenkungen verbunden, zu sehen.

Adolf Böhlich war Traditionalist im besten Sinne. Er lobt seine ehemaligen Dozenten, darunter Gerhard Kettner für die „gestaltungstheoretische Durchdringung der praktischen künstlerischen Arbeit“, welche damit die schöpferische Selbständigkeit der Studenten fördere. In einem Essay über Wilhelm Rudolph zitiert er diesen: „Ich brauche die Natur, das unmittelbare Erlebnis. Dabei gestalte ich freilich sofort um.“ Ebendies spürt man auch immer wieder in seiner zunehmend abstrahierenden Formensprache.

Anfang der 2000er Jahre interessiert sich ein japanischer Kollege Adolf Böhlichs – Prof. Dr. Mikio Suzuki - für die Dresdner Malschule und stößt dabei auf dessen bekanntestes Lehrbuch zum grafischen Gestalten „MIT FEDER, STIFT UND PINSEL“, welches bereits in der DDR in 6 Auflagen (eine davon in Englisch) erschien und bis heute verwendet wird. Dieser übersetzte es zunächst ins Japanische, dann ins Amerikanische, verband dies mit zwei kunstwissenschaftlichen Konferenzen unter dem Titel „With Nature Coexisting – Human Nature“ und Ausstellungen in Mizunami und Kobe mit Werken von Kettners Lehrer Hans-Theo Richter, Kettner selbst und dessen Schüler Adolf Böhlich. Dies macht vielleicht die Bedeutung von Dresdens malerischen Traditionen und der hiesigen Ausbildung von Kunsterziehern in Japan deutlich.

Ab 1993 entwickelt sich eine intensivere eigene Ausstellungstätigkeit. Allein aus Anlass seines 80. Geburtstags sind es acht Ausstellungen, darunter im Stadtmuseum Zittau seine bis dato größte mit über 100 Arbeiten. Unsere erste Zusammenarbeit liegt jetzt über 20 Jahre zurück. Als SIMON VERANSTALTUNGSMANAGEMENT hatten wir für das Berufsbildungswerk Sachsen einen „TAG DER OFFENEN TÜR“ zu organisieren. Daraus erwuchs die Idee einer dann zwei Jahre währenden Ausstellung mit Werken Adolf Böhlichs in der Mensa der Schule, wobei wir alle zwei Monate die Blätter austauschten. Wenn man gemeinsam die neuen Arbeiten einrahmt, hängt und umhängt, lernt man die persönlichen, als auch die ästhetischen Positionen des jeweils Anderen gut kennen.

Auf der Suche nach weiteren Ausstellungsmöglichkeiten fanden wir im Jahr 2020, fast ein wenig zufällig, das nach einem verheerenden Brand wieder aufgebaute Schloss Schluckenau in Tschechien, nur 3 km entfernt von seinem Geburtsortes Janovka (Johannesberg). Dort konnten wir – mit großer Unterstützung der tschechischen Kolleginnen, sowie des Freistaates Sachsen - eine Ausstellung mit über 50 Arbeiten die dies- und jenseits der Grenze (u.a. des Berges „Lausche“ ) entstanden waren, konzipieren, vorbereiten und aufbauen. Er hatte sich unendlich darüber und darauf gefreut! Pandemiebedingt musste die Eröffnung leider dreimal verschoben werden. So konnte er diese und den Besuch seines Geburtsortes nach über 70 Jahren leider nicht mehr erleben.

In der Nacht vom 23. zum 24. Januar 2021 verstarb Adolf Böhlich im 88. Lebensjahr im Kreise seiner Familie in seiner Wohnung in Dresden - Pappritz.

Aus Anlass seines 90. Geburtstages hatten wir 2023 die Möglichkeit in der WOLLNER-VILLA am Wachwitzer Elbhang – zu DDR-Zeiten eine Ausbildungsstätte der Pädagogischen Hochschule und Böhlichs ehemalige Wirkungsstätte – eine weitere Präsentation seiner Werke sehr erfolgreich zu realisieren. So sind in den letzten 20 Jahren mehr als 25 Einzelausstellungen, die wir kuratiert, aufgebaut und begleitet haben zustande gekommen. Weitere Projekte sind in Vorbereitung und auch der Verkauf seiner Bilder liegt seit einiger Zeit unseren Händen. Ein Vermächtnis, welches wir im Sinne seiner Familie gern ausfüllen.

Adolf Böhlich wollte, dass seine Arbeiten „unter die Menschen kommen“. Am liebsten aquarellierte er zu klassischer Musik (z.B. Tschaikowski) und spürte dabei den Parallelen von Musik, Literatur und Malerei nach. Theorie war dem Künstler ebenso wichtig, wie ein Kompass dem Kapitän. Dabei war dieser Kompass ihm nichts Abgehobenes, sondern er wurzelte in der Erfahrung und im Menschlichen.

In einer autobiographischen Skizze sagt er über sich selbst:
„Für mein Verhältnis zur Natur und damit für meine künstlerische Tätigkeit, waren vermutlich schon meine Lebensbedingungen in der Kindheit von prägender Bedeutung. Unser Dörfchen hatte 25 Häuser, die alle nah am Wald standen. Großvater mähte mit fast 80 Jahren die Wiesen und das Getreide noch ganz allein mit der Sense. Die Erlebnisse bei der Ernte sind mir für immer gegenwärtig, die tausendfachen Eindrücke von den Wiesen und Feldern am Waldrand, vom nahen großen Teich, von den Wolkenbildern am endlosen Himmel, sind tief in meinen Sinnen und in meinem Herzen geblieben. Sie sind bis heute mit berührenden Gefühlen und Emotionen verbunden, die ich besonders beim Malen immer wieder neu erlebe“


Adolf Böhlich hat über 800 seiner Arbeiten für soziale Zwecke gespendet - insbesondere in den 90er Jahren in der aktiven Russland-, Ukraine- oder Afrikahilfe, die damit soziale Projekte finanzierte. Ebenso gingen aber auch viele Werke an Altenheime, Schulen, Hochschulen, städtische Galerien und Museen in Deutschland, die sein Werk auch heute noch dokumentieren. Er sah sich für dieses Tun immer reich belohnt, u.a. durch Danksagungen wie diese:

Im russischen Jekaterinburg schreibt Ende der 90er Jahre eine Besucherin in das Gästebuch seiner Ausstellung: „…in den Bildern von Adolf Böhlich sieht man, wie schön das Leben sein könnte - ich würde jeden Tag dahin gehen…“.

 

Christian Simon

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