Nachruf

Erinnerungen an den Dresdner Maler und Kunsterzieher Prof. Dr. Adolf Böhlich

„Als Maler kann ich mir keinen besseren Ort für meine künstlerische Arbeit vorstellen: das Licht des Hochlandes, die weite Sicht in das gesamte schöne Umfeld, bis in das Vorerzgebirge“, schrieb der emeritierte Professor für Kunstpädagogik und Maler vor 18 Jahren in das Jubiläumsbüchlein „725 Jahre Pappritz Geschichte und Geschichten“, herausgegeben vom HochlandVerlag Pappritz. Kurze Zeit später war er dann Gast einer der über 30 „Pappritzer Gespräche“, organisiert vom DORFKLUB PAPPRITZ e.V. Mit seinen Werken war er im ehemaligen „Pappritzer Hof“, in der Arztpraxis des Ortes und auch immer wieder bei Veranstaltungen des Vereins, für diesen auch als großzügiger Spender, präsent.

In der Nacht vom 23. zum 24. Januar ist er im 88. Lebensjahr in seiner Pappritzer Wohnung friedlich für immer eingeschlafen.

Die weite Sicht über das Elbtal ins Osterzgebirge haben wir bei uns im Büro auf einem seiner großformationen Aquarelle fast ständig vor Augen. Zurzeit wäre sie mit 60 anderen Blättern in den Räumen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Waldschlösschenareal zu sehen, wenn man sie denn sehen dürfte… Davor hatte ich mit meiner Frau zusammen, ein gutes Dutzend Personalausstellungen kuratiert, zu denen wir in den begleitenden Veranstaltungen immer wieder von dem einen oder anderen der über 2000 von ihm ausgebildeten Kunsterziehern angesprochen wurden. Der Kunstlehrer Adolf Böhlich hat bis heute bleibende Spuren hinterlassen.

Standen am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn grafische Arbeiten und Zeichnungen in ihrer klaren Linienführung im Vordergrund, wandelte sich dies Anfang der 90er Jahre in eine Serie von Aquarellporträts mit dominierenden Linien und kontrastierenden Farbflächen. Ab Mitte der 90er Jahre finden sich diese schwirrenden Weiten von Berg- und Tal-, WaldWasser- und Wolkenflächenkompositionen, bestehend aus bis zu über 20 Farbschichtungen, in denen der „kontrollierte Zufall“ einen BÖHLICH sofort als einen BÖHLICH erkennbar werden lässt. In einem von ihm selbst gestalteten Katalog finden sich einige Kernsätze von Kollegen und Vorbildern: „Im Malen ist etwas Unendliches“ (Vincent van Gogh) oder „Meine Kunst ist eine ländliche Kunst“ (Emil Nolde). Beides sieht und spürt man in den Werken Adolf Böhlichs.

Unsere erste Zusammenarbeit liegt jetzt 20 Jahre zurück. Als SIMON Veranstaltungsmanagement hatten wir für das Berufsbildungswerk Sachsen einen TAG DER OFFENEN TÜR zu organisieren. Daraus erwuchs die Idee einer dann zwei Jahre währenden Ausstellung mit Werken Adolf Böhlichs, wobei wir alle zwei Monate die Blätter austauschten. Wenn man gemeinsam die neuen Arbeiten einrahmt, hängt und umhängt, lernt man auch die ästhetischen Positionen des Anderen kennen. In einem Essay über Wilhelm Rudolph, zu dem er seit 1978 enge Kontakte pflegte, zitiert er diesen: „Ich brauche die Natur, das unmittelbare Erlebnis. Dabei gestalte ich freilich sofort um.“ Ebendies spürt man auch immer wieder in der zunehmend abstrahierenden Formensprache Adolf Böhlichs. So wie Wilhelm Rudolphs grafisches Schaffen eine Einmaligkeit im Dresdner Kunstleben darstellt, sind es Böhlichs Aquarelle auf ihre Weise ebenso.

Als vor gut 5 Jahren einige seiner Arbeiten nach einer Ausstellung in der DUMA in Moskau angeblich verbrannten, andere in Italien verschwanden und den über 80 jährigen dann auch zunehmend körperliche Einschränkungen behinderten, bat er mich die ständige Betreuung eines Großteils seines Werkes zu übernehmen. Das jüngste Projekt war die im Schloss Schluckenau (Sluknov, Tschechien), nahe seines Geburtsortes Johannesberg (Janovka) im Bömischen geplante (und seit einem Monat stattfinden sollende) Ausstellung „Vom Schluckenauer Zipfel in die Welt und wieder zurück“ mit grafischen Arbeiten und Aquarellen beiderseits der Lausche, u.a. mit Leihgaben aus Schenkungen an die Museen Zittau und Liberec. Gemeinsam mit den tschechischen Partnern hatten wir gehofft, dieses Projekt noch zu seinen Lebzeiten verwirklichen zu können. Er hatte sich sehr darüber und darauf gefreut. Wir werden versuchen, dies in seinem Sinne und bei erster sich bietender Gelegenheit - voraussichtlich im Herbst dieses Jahres - nachzuholen.

Christian Simon